ISEK – INTEGRIERTES STÄDTEBAULICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT
Die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist durch ihre Lage im Südosten der
Landeshauptstadt München und der guten Verkehrsanbindung den Einflüssen und
Auswirkungen Münchens unmittelbar ausgesetzt. Das dadurch bedingte Bevölkerungswachstum
führte zur starken Erweiterung der Wohnbauflächen und verwandelte
Höhenkirchen-Siegertsbrunn in einen Wohnstandort für Pendler*innen nach
München. Sowohl dadurch bedingt aber auch durch die Lage zur nahe gelegenen
Autobahn A99 sowie durch die Nähe zur Landeshauptstadt München ist
Höhenkirchen-Siegertsbrunn einer erhöhten Verkehrsbelastung ausgesetzt.
Der adäquate Umgang mit den verkehrlichen, wirtschaftlichen, städtebaulichen
und sozialen Entwicklungen ist daher von entscheidender Bedeutung für die Gemeinde.
Für die Bewältigung dieser komplexen Aufgabe benötigt die Gemeinde Höhenkirchen-
Siegertsbrunn ein tragfähiges Konzept, das für die nächsten 15-20 Jahre als
Leitfaden für die weiteren Entscheidungen des Gemeinderates dient. Aus diesem
Grund hat sich der Gemeinderat entschieden, ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) zu erstellen.
Das Einzelhandelsangebot zeichnet sich insgesamt durch ein geringes und kleinteiliges Flächenangebot aus, das zu geringen Kaufkraftbindungen und
damit im Umkehrschluss zu großen Kaufkraftverlusten führt.
- Die Erreichbarkeit der Geschäfte in der Bahnhofstraße ist aufgrund des hohen
Verkehrsaufkommens schwierig (z. B. Wechsel von Straßenseiten). - Die Sortimentstiefe und -breite sind in den meisten Fällen gering.
- Das Angebot Bekleidung ist schwach ausgebildet, womit ein wichtiger Bestandteil
für den Erlebnishandel fehlt. - Die Aufenthaltsqualität ist in den Haupteinkaufsbereichen (Bahnhofstraße
und Rosenheimer Straße) äußerst gering. Dies führt zu mangelnder Kundenbindung. - Eine markante, hochwertige Ortsmitte als Kristallisationspunkt für den Einzelhandel
fehlt.
Aufgrund der geringen Flächenverfügbarkeit und dem Zielkonflikt, den Charakter
der Rodungsinsel zu bewahren und dennoch ein angemessenes Arbeitsplatzangebot
im Ort zu schaffen, wurden folgende Ziele erarbeitet:
- AKTIVE GEWERBEPOLITIK: Die Gemeinde verfolgt eine aktive Gewerbepolitik
und verstärkt Aktivitäten im Kontext der Standortpolitik und Wirtschaftsförderung
zur Ansiedlung zukunftsfähiger, attraktiver Unternehmen und
stellt attraktive Gewerbeflächen zur Verfügung. - ANSIEDLUNG INNOVATIVER DIENSTLEISTER UND KREATIVSCHAFFENDER: Die
Gemeinde fördert gezielt die Ansiedlung von verträglichem Gewerbe, v.a.
zukunftsträchtigen Dienstleistern und Kreativschaffenden im Ortszentrum
durch Aktvierung geeigneter Flächen in S-Bahn-Nähe.
Eine gemeinsame Ortsmitte: Die Bahnhofstraße ist die neue gemeinsame Ortsmitte. Sie birgt zentrale Nutzungen der Gemeindeversorgung und -verwaltung wie z.B. ein neues gemeinsames Rathaus, ein Familienzentrum, zusätzliche Gastronomomie-und Einzelhandelsangebote sowie ergänzende soziale Nutzungen und wird so ihrer gesteigerten Bedeutung gerecht. Die erhöhte Nutzungsdichte in der Bahnhofstraße trägt maßgeblich zur Belebung des öffentlichen Raums bei.
Die neu gewonnene, repräsentative Bedeutung der Bahnhofstraße wird unterstützt durch die damit einhergehende gestalterische Aufwertung des neuen Rathausvorplatzes und des Bahnhofumfeldes. Dadurch werden öffentliche Räume geschaffen, die neben ihrer repräsentativen Aufgabe zugleich als soziale Treffpunkte und ansprechende Kommunikationsräume dienen.
Eine weitere zentrale Einrichtung in der neuen Ortsmitte ist das bereits erwähnte Familienzentrum. Durch die zentrale Lage zwischen beiden Ortsteilen ist es für alle Bürger*innen gut erreichbar. Darüber hinaus steht aufgrund des großzügigen Raumprogramms ein breites Nutzungsangebot zur Verfügung, welches dem aktuellen Bedarf unterschiedlicher Interessensgruppen gerecht wird. Durch den Erhalt und die denkmalgerechte Sanierung der ehemaligen „Alten Apotheke“ konnte das Ortsbild im Zuge der Neugestaltung des Ruf-Areals bewahrt bleiben.
Gestalterische Aufwertung und Neuordnung des öffentlichen Raums in der Bahnhofstraße:
Die hohe Nutzungsdichte in der Bahnhofstraße und ihre gesteigerte Bedeutung haben dazu beigetragen, dass der öffentliche Raum auch gesamtheitlich
aufgewertet wurde. Durch eine ansprechende Gestaltung der öffentlichen und privaten Grundstücke, u.a. durch die Begrünung des Straßenraums und
der Schaffung von Aufenthalts- und Sitzbereichen, hat sich die Bahnhofstraße zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Über die Erledigungen des täglichen Bedarfes hinaus laden neu gestaltete Vorbereiche der Geschäfte und Gastronomieangebote zum Verweilen ein. Hochwertig gestaltete Aufenthaltsbereiche fördern den sozialen Austausch.
Erhalt gewachsener Strukturen/ Stärkung und Schaffung von Nahversorgungseinrichtungen:
Der Ortskern Höhenkirchens stellt mit der Kirche, dem Schloss und dem Platz rund um den Maibaum einen Schwerpunkt des öffentlichen Lebens dar.
Der neugestaltete Platz rund um dem Maibaum dient sowohl als Treffpunkt für die Bewohner*innen sowie als Veranstaltungsort für kleine Feste und Events, die den Ortsteil beleben. Der angrenzende Biomarkt und die Kaffeerösterei sind über den neugestalteten Platz nun ebenfalls gut erreichbar.
Durch die Erarbeitung eines Gestaltungskonzepts und die Aufstellung eines kommunalen Förderprogrammes für Privateigentümer*innen wurde somit sowohl der öffentliche Raum, als auch die angrenzenden privaten Flächen neugeordnet und hochwertig, in einer gemeinsamen Gestaltungsprache, erneuert. Die Begrünung durch Bäume verleiht den neugestalteten Bereichen einen ländlichen Charakter. Die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum ist deutlich erhöht.